Archiv der Kategorie: Arbeitsleben

TAG 151: Zurück in die Arbeit: Wiedereingliederung

Donnerstag, 30.4.2015

Als der zuständige Arzt in der Reha-Klinik in Sankt Peter-Ording mich zu Beginn meiner Reha-Maßnahme fragte, ob ich denn nach Abschluss der Reha wohl eine Wiedereingliederung in meine Arbeit machen wolle, verneinte ich dies. Eigentlich fühle ich doch recht gut, und einen etwas gemächlichen Einstieg in die Arbeit könne ich mittels meiner vielen Überstunden und der zahlreichen Resturlaubstage doch eigentlich selbst gestalten. Dachte ich zu dem Zeitpunkt. Er akzeptierte dies.

Eine Woche später bereits sah ich dies anders, ganz anders. Ich hatte auf der Reha ziemlich prompt zweierlei gelernt: Zum einen, dass es mir bei weitem nicht so gut geht, wie ich dachte. Und zum anderen, dass eine Wiedereingliederung eine relativ unkomplizierte und sinnvolle Maßnahme ist.

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TAG 72: Bin ich ein “Radaropfer”?

Dienstag, 10.2.2015

20 von 30 Bestrahlungstagen, 36,0 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Na sowas! Das schlägt ja dem Fass den Boden aus!

Wie ja schon vor Wochen geschrieben, habe ich mich bisher nicht im Geringsten damit beschäftigt, wordurch meine Krebserkrankung wohl entstanden sein könnte. Denn: ich war mir sicher, dass solche Überlegungen zu keiner Lösung der Frage kommen werden, kommen können! Man fängt nur an, sich Gedanken über Probleme zu machen, zu denen es keine Antwort gibt. Dachte ich.

Und nun das!

Irgendwo gab es eine kleine Pressenotiz, die mich nun gehörig drucheinander brachte. Frei nach dem Motto: Wenn man sich nicht selber Gedanken hierum macht, dann kommen mögliche Gedanken über Verursacher von alleine zu einem.

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TAG 66: Ab sofort krankgeschrieben

Mittwoch, 4.2.2015

16 von 30 Bestrahlungstagen, 28,8 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Irgendwie ist es ja ein Mysterium: Man geht einige Tage zur Bestrahlung, legt sich dort auf die Pritsche, bekommt jeden Tag fünf Minuten Strahlen durch den Kopf gejagt, spürt davon nicht das Geringste (okay, ich kann immerhin etwas sehen und habe so ein “Funktionskontrolle” des Bestrahlungsgerätes) – und nach einigen Wochen ist man geschafft, als würde man jeden Tag Leistungssport betreiben.

Ja, wieso denn nur? Das ist doch eigentlich merkwürdig!

Aber genau betrachtet ist es ja auch so: Der Körper macht ja seinen eigenen Leistungssport. Das Immunsystem läuft auf Hochtouren, es leistet Schwerstarbeit dabei. Jeden Tag wollen Millionen Körperzellen repariert werden, die als Kollateralschäden bei der Krebsbekämpfung mit beschädigt wurden.

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TAG 56: Mein Lebensverlängerungsapparat – eine volle Woche Bestrahlung

Freitag, 23.1.2015

8 von 30 Bestrahlungstagen, 14,4 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

So, nun habe ich die erste komplette Woche mit Bestrahlungen hinter mir. In der vorangegangenen Woche hatte ich ja drei Bestrahlung, in dieser Woche fünf. Mit den zusammen acht Bestrahlungen habe ich rund ein Viertel der insgesamt anstehenden hinter mir. Noch nicht so richtig viel. 14,4 Gray sind bis jetzt auf mich niedergeprasselt – ohne, dass ich davon direkt irgendetwas gemerkt hätte.

Am heutigen Freitag habe ich allerdings auch mal eine Ahnung von einer der möglichen Nebenwirkung: Irgendetwas in meinem Mund scheint aus dem Lot zu geraten. Die Haut im Mund fühlt sich gereizt an, etwas angeschwollen. Nichts dramatisches, aber natürlich bin ich momentan super-sensibilisiert, was solche Empfindungen angeht. Wenn ich an Kiefer und Kieferhöhle bestrahlt werde, sind natürlich als allererstes im und am Mund weitere Folgen zu befürchten.

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TAG 46: Blaulicht im Kopf – die erste Bestrahlung

Dienstag, 13.1.2015

1 von 30 Bestrahlungstagen, 1,8 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Heute nun ist der große Tag! Eigentlich freue ich mich, dass der Kampf gegen den Krebs endlich aktiv aufgenommen wird. Bisher ging es die ganze Zeit nach der ersten Erkenntnis über meinen Krebs, der ja erst nach einiger Zeit als Plasmozytom diagnostiziert wurde, um eine exakte Diagnose. Und erst vor kurzem dann um die Planung der Therapie – mittels Bestrahlung.

Und heute nun beginnt die Therapie. Endlich! Mein Krebs ist ja nicht sehr aggressiv, wächst eher langsam – aber trotzdem ist es kein schönes Gefühl, mit der Gewissheit herumzulaufen, einen Feind im Körper zu haben. Eigentlich wünscht man sich nur, dass er bekämpft wird und möglichst bald verschwinden soll. Bevor er doch noch irgendwelches Unheil anrichtet.

Er soll weg! Alles muss raus!

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TAGE 21/22: Arbeitstage

Donnerstag/Freitag, 18./19.12.2014

Gewöhnliche Arbeitstage – eine Rarität, über die ich mich derzeit freue.

Obwohl: So gewöhnlich sind diese Tage gar nicht. Am Donnerstag wird ein Kollege aus meinem engeren Kollegenkreis verabschiedet, einer der Profiteure der frisch eingeführten Ruhestandsregelung nach 45 Jahren Arbeit. Bereits der zweite aus unserer neunköpfigen Gruppe, der recht plötzlich und nicht richtig planbar nicht mehr im Dienst ist.

So ein Abschied wird natürlich zünftig mit einem gemeinsamen Frühstück begangen – und ich bin froh, dass ich dabei sein kann. Der Nachteil: Ich komme nicht umhin, Brötchen zu kauen. Das bringt mir nach der Operation mit der Schließung der Kieferhöhle vor zwei Tagen noch keinen echten Spaß.

Ansonsten sind beide Tage normale Arbeitstage. Mittlerweile kann ich mich auf dem Job wieder bestens auf meine Tätigkeiten dort konzentrieren. Es ist nicht mehr so, dass meine Gedanken mühsam vom Thema Krebs abgelenkt werden müssen.

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TAG 18: Das große Los – für mich?

Montag, 15.12.2014

Was für eine Erleichterung!

Da muss ich nach dem Termin in der Onkologie doch zunächst erstmal zu meinem neuen Stammcafé in der Nähe der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE)! Zwar geht es schon gegen 18 Uhr, aber das macht nichts – ich muss mir einfach noch einen Milchkaffee gönnen. Mich einen Moment lang sammeln. Den Termin im UKE noch kapieren.

Dann sitze ich vor meinem Milchkaffee, sichte kurz die vielen Papiere, die der Arzt mir mitgegeben hatte. Aber viel lesen kann ich gerade nicht. Die Worte des Arztes donnern noch geradezu durch meinen Kopf. Offenbar habe ich unfassbares Glück im Unglück!

Lange jedoch kann ich hier im Café jetzt gar nicht sitzen – ich merke, wie eine große Welle an Gefühlen auf mich zurollt. Erleichterung, pure Erleichterung! Nach all der ungeheuren Anspannung der letzten Zeit. Und bevor ich hier mitten im Café vor Erleichterung anfange zu heulen, stürze ich doch lieber meinen Kaffee flott runter, gehe raus und radle durch die Dunkelheit nach Hause. Da sieht niemand meine Tränen der Erleichterung.

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TAGE 11+12: Der Zauber der Normalität

Montag / Dienstag, 8./9.12.2014

Regen in Hamburg – aber mich stört das heute nicht im Geringsten. Trotz kräftigen Regens genieße ich es, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Radfahren ist für mich einfach ein Lebenselexier!

Und jetzt brauche ich es umso mehr, durch Hamburg zu radeln! Ich bin zwar krank – eigentlich tödlich krank – habe jedoch derzeit noch keinerlei Beschwerden durch diese Krankheit. Also: Radfahren…!

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TAG 7: ALLES MUSS RAUS!!

Donnerstag, 4.12.2014

Und wieder ein kurzer, knapper Arbeitstag.

Kaum im Büro angekommen, ausnahmsweise mal mit Öffentlichen Verkehrsmitteln, klingelt mein Telefon.

Es meldet sich die Röntgen-Abteilung des UKE: Ja, hallo, ich sei doch gestern für das CT dort gewesen. Es sollte dabei ja mein gesamter Oberkörper aufgenommen werden. Leider sei da eine Panne passiert – man habe vergessen, meinen Hals zu röntgen. Ob ich in Kürze nochmal wiederkommen könne, um das nachzuholen?

Es ist durchs Telefon greifbar, wie unangenehm der freundlichen Frau dieser Anruf ist. Mir schießt sofort durch den Kopf, oh nein! Noch einmal ins UKE fahren, warten, warten, warten, Arztbesprechung, Braunüle setzen, warten, warten, auf die Liege, hin- und herfahren durch das Röntgengerät, Kontrastmittel, Hitzewallung, summ-summ-Strahlung, noch einmal auf die CD warten, warten, fertig. Begeistert bin ich gar nicht, stöhne hörbar ein wenig auf.

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TAG 5: Mein “Niedrig-malignes Non-Hodgkin Lymphom der B-Zellreihe”

Dienstag, 2.12.2014

Betretene Gesichter bei den Kollegen. Da muss ich selber wohl für etwas Aufheiterung sorgen: Also, sie sollen mal gar nicht hoffen, dass ich mit 21 Tagen Resturlaub, 80 Überstunden und dem einen noch ausstehenden Tag Sonderurlaub für mein gerade begangenes Dienstjubiläum, bereit bin, in “die Kiste” zu springen! Soweit werde ich es nicht kommen lassen! Sie werden mich schon noch weiter ertragen müssen.

Trotzdem sind die Reaktionen bei meinen Kollegen zunächst eher Sprachlosigkeit. Zuvor war die in diesem Rahmen gar nicht so oft stattfindende Besprechungsrunde über eine Stunde lang recht lebhaft verlaufen. Nur ich war eher still, rutsche während der Zeit allerdings immer unruhiger auf meinem Stuhl hin und her. Kein schönes Gefühl, so etwas erzählen zu müssen. Einen Moment wünsche ich mir, dass ich mir nicht vorgenommen hätte, es allen zu erzählen. Könnte ich nicht einfach auf die “stille Post” vertrauen? Die würden doch wohl alles untereinander weiterplaudern. Aber, nein, Quatsch, das ist einfach nicht mein Weg.

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