Archiv der Kategorie: UKE

TAG 66: Ab sofort krankgeschrieben

Mittwoch, 4.2.2015

16 von 30 Bestrahlungstagen, 28,8 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Irgendwie ist es ja ein Mysterium: Man geht einige Tage zur Bestrahlung, legt sich dort auf die Pritsche, bekommt jeden Tag fünf Minuten Strahlen durch den Kopf gejagt, spürt davon nicht das Geringste (okay, ich kann immerhin etwas sehen und habe so ein “Funktionskontrolle” des Bestrahlungsgerätes) – und nach einigen Wochen ist man geschafft, als würde man jeden Tag Leistungssport betreiben.

Ja, wieso denn nur? Das ist doch eigentlich merkwürdig!

Aber genau betrachtet ist es ja auch so: Der Körper macht ja seinen eigenen Leistungssport. Das Immunsystem läuft auf Hochtouren, es leistet Schwerstarbeit dabei. Jeden Tag wollen Millionen Körperzellen repariert werden, die als Kollateralschäden bei der Krebsbekämpfung mit beschädigt wurden.

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TAG 63: Dritte Bestrahlungswoche – Erste Ermüdungserscheinungen

Freitag, 30.1.2015

13 von 30 Bestrahlungstagen, 23,4 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Langsam mehren sich die Anzeichen: Ich fange an, die Belastung durch meine Bestrahlungen und den bislang ja normal weiter laufenden Alltag ernsthaft zu spüren! Die eine oder andere Nebenfolge der Bestrahlung zeigt sich mal, wenn auch noch nicht wirklich schlimm. Eine enorme Erschöpfung macht sich breit – abends plumpse ich völlig geschafft in den Sessel und starre gedankenverloren auf die Glotze, kapiere dabei aber nichtmal richtig, ob das da ein Krimi oder ein Liebesfilm ist, der in Südtirol spielt.

Selten habe ich ein Wochenende so sehr herbeigesehnt, wie das kommende. Und mir wird klar: Das Programm, das ich derzeit fahre, ist zu viel! Ich werde etwas ändern müssen. Ein sicheres Anzeichen für meine Erschöpfung: Meine Gedanken, die ja durchaus da sind, wollen gar nicht so dringend raus, wie bisher. Nicht so drängend, wie in den Wochen zuvor, wo es mich immer aus einem inneren Druck heraus förmlich zum Schreiben drängte.

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TAG 56: Mein Lebensverlängerungsapparat – eine volle Woche Bestrahlung

Freitag, 23.1.2015

8 von 30 Bestrahlungstagen, 14,4 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

So, nun habe ich die erste komplette Woche mit Bestrahlungen hinter mir. In der vorangegangenen Woche hatte ich ja drei Bestrahlung, in dieser Woche fünf. Mit den zusammen acht Bestrahlungen habe ich rund ein Viertel der insgesamt anstehenden hinter mir. Noch nicht so richtig viel. 14,4 Gray sind bis jetzt auf mich niedergeprasselt – ohne, dass ich davon direkt irgendetwas gemerkt hätte.

Am heutigen Freitag habe ich allerdings auch mal eine Ahnung von einer der möglichen Nebenwirkung: Irgendetwas in meinem Mund scheint aus dem Lot zu geraten. Die Haut im Mund fühlt sich gereizt an, etwas angeschwollen. Nichts dramatisches, aber natürlich bin ich momentan super-sensibilisiert, was solche Empfindungen angeht. Wenn ich an Kiefer und Kieferhöhle bestrahlt werde, sind natürlich als allererstes im und am Mund weitere Folgen zu befürchten.

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TAGE 47/48: Ich Glückspilz!

Mittwoch 14.1. / Donnerstag, 15.1.2015

3 von 30 Bestrahlungstagen, 5,4 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Meine Armbanduhr ist etwas altmodisch, mit dicken Zeigern über einem schwarzen Ziffernblatt mit unförmigen Ziffern. Um das Ziffernblatt herum befindet sich so ein komischer, drehbarer Ring mit Markierungszeigern. Den will ich verdrehen, aber, verdammt – warum geht das denn nicht? Ich drehe und würge daran herum, aber es gelingt nicht! Verdammt nochmal! Ich werde hektisch, rüttel herum. Verdammt, immer diese Hektik!

Moment mal – äh – Armbanduhr? Halt stopp! Äh – was ist gerade los? Seit Jahrzehnten habe ich doch gar keine Armbanduhr mehr! Einen Moment lang muss ich mich sammeln, ich höre ein Klickern und Klackern. Aber das kommt nun wirklich nicht von einer Uhr! Ich muss eingeschlafen sein und geträumt haben. Schon wieder! Wie absurd!

Im wirklichen Leben bin ich gerade bei der Strahlentherapie im UKE, das ist gerade meine dritte Bestrahlung – und zum dritten Mal bin ich dabei eingeschlafen. Das kann ja wohl nicht angehen! Heute das erste Mal sogar während des direkten Bestrahlungsvorgangs, nicht während einer Zwischen-Wartezeit.

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TAG 46: Blaulicht im Kopf – die erste Bestrahlung

Dienstag, 13.1.2015

1 von 30 Bestrahlungstagen, 1,8 Gray Energiedosis gegen meinen Krebs.

Heute nun ist der große Tag! Eigentlich freue ich mich, dass der Kampf gegen den Krebs endlich aktiv aufgenommen wird. Bisher ging es die ganze Zeit nach der ersten Erkenntnis über meinen Krebs, der ja erst nach einiger Zeit als Plasmozytom diagnostiziert wurde, um eine exakte Diagnose. Und erst vor kurzem dann um die Planung der Therapie – mittels Bestrahlung.

Und heute nun beginnt die Therapie. Endlich! Mein Krebs ist ja nicht sehr aggressiv, wächst eher langsam – aber trotzdem ist es kein schönes Gefühl, mit der Gewissheit herumzulaufen, einen Feind im Körper zu haben. Eigentlich wünscht man sich nur, dass er bekämpft wird und möglichst bald verschwinden soll. Bevor er doch noch irgendwelches Unheil anrichtet.

Er soll weg! Alles muss raus!

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TAG 41: Der Mann mit der Maske – Krebs als Erlebnis

Donnerstag, 8.1.2015

Wieder mal ein Tag außerhalb des Gewohntem: Ein “UKE-Tag”. Zur Mittagszeit hat man mir dort einen Termin verpasst, zur Vorbereitung der Bestrahlung meines Plasmozytoms, die in der nächsten Woche beginnen wird. Ein Termin um die Mittagszeit, der voraussichtlich etwas länger dauern wird – da nehme ich mir von der Arbeit frei.

Und nutze den Vormittag noch zu einem Zahnarzt-Termin. Noch einmal eine gründliche, professionelle Zahnreinigung. Das macht Sinn, wenn man am Kopf bestrahlt wird – und bei mir wird das ja an der Kieferhöhle und am Kiefer passieren.

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TAG 31: In der Strahlentherapie – die Termine stehen fest!

Montag, 29.12.2014

Die Weihnachtsfeiertage sind rum – Zeit, um mich mal wieder im UKE blicken zu lassen!

Eigentlich habe ich heute ja einen normalen Arbeitstag – und eigentlich muss ich dort einen Kollegen vertreten, der die Feiertage über frei genommen hatte. Aber da müssen meine Kollegen mich heute bei meinem Vertretungsdienst vertreten. Nun gut – das wird schon klappen, irgendwie.

Nachdem ich nun 10 Tage lang keinen Arzt gesehen habe (welch ein Luxus!), habe ich mir heute mal wieder gleich zwei Termine auferlegt: Früh morgens besuche ich die Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie (MKG) des UKE. Vor knapp zwei Wochen war mit einem ziemlich derben Eingriff meine zuvor geöffnete Kieferhöhle geschlossen worden. Heute oder morgen solle ich die Fäden ziehen lassen – die Ärztin hatte die gedehnten Schleimhäute sehr gründlich vernäht und mir diese Maßgabe mit auf den Weg gegeben. Seit dem Eingriff habe ich das Gefühl, dass meine rechte Mundhälfte eigentlich nur noch aus Fäden besteht. Diese haben sich mit der Zeit zu einem ziemlichen Klumpen verwoben – von daher kommt es mir ganz Recht, dass diese jetzt entfernt werden sollen. Ich bin schon schwer genervt von diesem Klumpen im Mund.

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TAG 19: Schließung der Kieferhöhle – und Knochmarkpunktion

Dienstag, 16.12.2014

Der erste Tag seit der Diagnose “Krebs”, an dem es mir richtig schlecht geht! Und zwar körperlich richtig schlecht. Zwei chirurgische Eingriffe an einem Tag – da habe ich mir wohl ein wenig viel zugemutet.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich das besser wegstecke. Am Morgen soll die geöffnete Kieferhöhle zugenäht werden – klingt ja nicht so besonders spannend. Viel aufregender klingt da schon die Knochenmarkpunktion am Nachmittag. Die erstere Operation stelle ich mir also klein und harmlos vor, die zweite jedoch heftig und sehr schmerzhaft.

Doch es kommt genau umgekehrt.

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TAG 18: Das große Los – für mich?

Montag, 15.12.2014

Was für eine Erleichterung!

Da muss ich nach dem Termin in der Onkologie doch zunächst erstmal zu meinem neuen Stammcafé in der Nähe der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf (UKE)! Zwar geht es schon gegen 18 Uhr, aber das macht nichts – ich muss mir einfach noch einen Milchkaffee gönnen. Mich einen Moment lang sammeln. Den Termin im UKE noch kapieren.

Dann sitze ich vor meinem Milchkaffee, sichte kurz die vielen Papiere, die der Arzt mir mitgegeben hatte. Aber viel lesen kann ich gerade nicht. Die Worte des Arztes donnern noch geradezu durch meinen Kopf. Offenbar habe ich unfassbares Glück im Unglück!

Lange jedoch kann ich hier im Café jetzt gar nicht sitzen – ich merke, wie eine große Welle an Gefühlen auf mich zurollt. Erleichterung, pure Erleichterung! Nach all der ungeheuren Anspannung der letzten Zeit. Und bevor ich hier mitten im Café vor Erleichterung anfange zu heulen, stürze ich doch lieber meinen Kaffee flott runter, gehe raus und radle durch die Dunkelheit nach Hause. Da sieht niemand meine Tränen der Erleichterung.

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TAG 15: Das Osteo-CT

Freitag, 12.12.2014

Der Tag beginnt, wieder mal, mit einem Krankenhaus-Termin. Eine Computer-Tomographie der Knochen ist jetzt gefragt – Osteo-CT nennt man das. Nachdem letzte Erkenntnisse ergeben haben, dass ich an Knochenmarks- bzw. Knochen-Krebs leide (auch Plasmozytom bzw. Multiples Myelom genannt), ist dies der nächste logische Schritt der Untersuchung meiner Krankheit. Bzw. über den Ausbreitungsgrad meiner Krebserkrankung.

Im Internet hatte ich mich ja über meine Krebs-Erkrankung informiert, um überhaupt etwas zu wissen. Dort kann man auf einer Menge Bildern sehen, wie es aussieht, wenn dieser Krebs sich schon ausgebreitet hat: Es gibt richtige, per Röntgenbild sichtbare Löcher in den Knochen. Ohne gezielt danach zu suchen, sehe ich Bilder von Schädeldecken, die mit Löchern wie bei einem Schweizer Käse aussehen. “Schrotschussschädel” nennt man das. Was für eine absolut entsetzliche Vorstellung!

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